Bothkamp. „Man kann hier viele verschiedene Spielorte realisieren“, so Reza Bahar, Geschäftsführer der deutschen Produktionsfirma Gifted Films.
So wurde der Saal, in dem sonst Paare heiraten, zur Hotellobby, ein anderer Raum zum „Appartement in Paris“ und die Wiese am See zum Außenbereich eines Sanatoriums. Auf der Rückseite des Herrenhauses wurde dafür extra eine Terrasse und eine Treppe angelegt. „Unser ganzes Haus wurde in Beschlag genommen“, so Gutsherr Conrad von Bülow. Das große Torhaus wurde zum Krankenhaus, davor entstand außerdem ein Brückengeländer, das anschließend per Computeranimation ins Kopenhagen von vor 100 Jahren versetzt werden soll. In die Vergangenheit versetzt fühlt man sich aber schon, wenn man die detailgetreu ausgestatteten Komparsen trifft: Ältere Herren, „Kurgäste“, mit gezwirbelten Bärten, Hüten und karierten Jacketts, die Damen in den gedeckten Modefarben von vorgestern.
„Es ist eine sehr universelle Geschichte“, sagt Bahar über die Handlung in „Das Löwenmädchen“. Zwar teilten die wenigsten das Schicksal von Hauptfigur Eva, die wegen ihre Behaarung mit den Vorurteilen ihrer Umgebung zu kämpfen hat. Trotzdem könne man sich schnell mit ihr identifizieren: „Es ist die klassische Außenseitergeschichte.“ Reizvoll sei aber auch ihr visuelles Potenzial. Um die Spannung bis zum Filmstart im Herbst 2016 aufrechtzuerhalten, sollen Besetzung und Optik der Hauptdarstellerin noch geheim bleiben.
Mit Conor O’Sullivan hat man sich einen besonderen Make-Up-Künstler gesichert, um die Illusion so perfekt wie möglich auf die Leinwand zu bringen. Das Drehbuch hat die norwegische Regisseurin Vibeke Idsøe gemeinsam mit dem Romanautor verfasst. Gefilmt wird größtenteils auf „skandinavisch“, zum Cast gehören unter anderem die dänischstämmige Hollywoodschauspielerin Connie Nielsen, der schwedische Wallander-Darsteller Rolf Lassgård, aber auch die Deutschen Burghard Klaußner und Ken Duken. Anschließend werden die Schauspieler synchronisiert.
Die Filmgesellschaft war auf Gut Bothkamp nicht nur mit 70 bis 100 Leuten präsent: Maske und Garderobe sind in eigens angemieteten Spezialbussen untergebracht. Insgesamt 50 Drehtage hat Bahar angesetzt, zehn davon in Schleswig-Holstein, 35 in Nordrhein-Westfalen und fünf im norwegischen Lillehammer. Die Gesamtkosten des Films schätzt er auf 8 bis 9 Millionen Euro, finanziert aus privaten und öffentlichen Töpfen. Insgesamt 1200 Komparsen werden am Ende dabei gewesen sein. In Bothkamp baut die Filmcrew seit Donnerstag schon wieder ab. Ein paar Elemente aus der Filmdekoration würde von Bülow gerne behalten: „Der Hoteltresen ist gar nicht schlecht.“ Gut hat ihm auch die Außentreppe zum See gefallen, doch die würde wohl nicht lange halten: „Kulisse eben!“